Faszien Therapie

Derzeit hört man in den Medien und bei vielen Therapeuten sehr viel über Faszientherapie.

Es wirkt fast wie eine Modeerscheinung.  Die Faszienforschung und Behandlung ist ein sehr neuer Bereich in der Medizin.Der erste internationale Faszienkongress fand 2007 statt, bei dem erstmals das Wissen über Faszien und Faszientherapie interdisziplinär zusammen getragen wurde.

Es ist definitiv so, daß die Faszien in der Medizin und der Betrachtung, wie gesunde und harmonische Bewegungen stattfinden und in Bezug auf unser Körperbewußtsein, nicht genug beachtet wurden.

Durch die Erkenntnisse der Faszienforschung lässt sich jedoch erheblich präziser und diagnostizieren und behandeln und vieles, was Erfahrungswissen war oder intuitiv gemacht wurde, ist jetzt wissenschaftlich erklärbar geworden.

Die Erkenntnisse zur Faszientherapie stützen das, was die chinesische Medizin, Qi Gong, Yoga, Rolfing, Bioenergetik teilweise schon seit Jahrhunderten festgestellt haben und erfolgreich behandeln. Zum Teil ist es sinnvoll einige Therapieschritte oder Bewegungsabläufe zu modifizieren, um den Effekt auf die Faszien besser zu nutzen zu können.

Ich finde es gut und wichtig, wie in diesem Bereich wissenschaftliche Forschung und Erfahrungsmedizin sich in ihren Erklärungsmodellen ergänzen und gegenseitig verbessern.

Von daher ist es eine sehr sinnvolle Ergänzung, um insbesondere muskoloskelletale, aber auch  organische und auch psychische Zusammenhänge besser zu verstehen.

In meinem Erkenntnisprozess sind die Faszien im wahrsten Sinne der Wortes das „Bindegewebe“ um z. B. die Wirkung der Akupunktur oder weshalb sich Gefühle in Muskel- und Organstrukturen festsetzen, besser nachvollziehen lassen.

Muskeln und Faszien der Achillessehne

Was sind Faszien?

Faszien sind feine, bindegewebige Häute und Fasern, die sich zwischen den einzelnen Muskelfasern, Muskeln und auch Organen befinden.

Jeder Muskel, jedes Organ, jeder Nerv wird von diesem Netzwerk umhüllt und verbunden. So bilden sie ein Spannungsnetzwerk im ganzen Körper.

Sie führen zum Teil auch ein Eigenleben, da sie sich z.B. unabhängig vom Muskel zusammenziehen können.

Faszien sind ein Sinnesorgan

Das Fasziensystem ist ein bisher völlig unterschätztes Sinnersorgan für unsere Körper- und Schmerzwahrnehmung. Sie sind das Gewebe, über das wir unseren Körper wahrnehmen.

Die Faszien besitzen sechs mal mehr Nervenendigungen als das Muskelgewebe.

Faszien sind kein totes Gewebe, sondern sind auch mit dem Nervensystem verbunden und führen ein bisherwenig beachtetes Leben.

So sind die Faszien z.B. auch ein unabdingbarer Teil des Gleichgewichtssystems.

Durch Dehnungen der Faszien werden Botenstoffe ins Gehirn gesendet, die entspannend wirken. So haben gesunde Faszien einen immens ausgleichenden Effekt.

Andersherum wurde bewiesen, daß sich Faszien , wenn sie Stresshormonen ausgesetzt sind, zusammenziehen.

Hier werden auch die Erkenntnisse der Körpertherapie von z.B. Wilhelm Reich und Alexander Lowen bestätigt, daß sich unsere unverarbeiteten Emotionen in einem „Muskelpanzer“ festsetzen und sich auch lösen, wenn die verspannte Körperhaltung sich löst.

Viele Patienten und auch ich kenne das aus eigener Erfahrung, daß bei und nach einer Faszienbehandlung Gefühle frei werden. Auch daß man während einer intensiver Behandlungszeit verstärkt aussagekräftige Träume auftreten oder alte Erinnerungen wach werden.

Die Faszien sind sozusagen eine Art Körpergedächtnis.

 

Faszien formen, stützen und verbinden unseren ganzen Körper

Diese bilden ein Netz, das den Körper neben den Muskeln und Knochen  durch das Kollagen stützt und verbindet und somit auch formt.

Dieses Netz hält durch seine Spannung die festen Bestandteile des Körpers in einem sogenannten tensegretiven Gleichgewicht.

Unser Körper wird somit eher durch diese Zugspannung aufrecht und elastisch gehalten. Als Analogie können Sie sich den Mast eines Segelschiffes vorstellen.

Das heisst, unsere Wirbelsäule besteht nicht aus aufeinandergetürmten Klötzen (Wirbel), sondern die Wirbel werden auch entgegen der Schwerkraft durch die Faszien an ihrem Platz und dennoch flexibel gehalten,

Die Sehnen sind der Ausläufer der Faszien und gehören zu diesem System.

Auch unsere Organe befinden sich in diesem Spannungsnetz und sind bilden Spannungspunkte, die sich bis über  in die Hand-und Fußgelenke erstrecken und sich so von dort auch über das Fasziennetzwerk behandeln lassen.

Diese Spannungslinien entsprechen genau den Meridianen in der Akupunktur.

Faszien sorgen für eine reibungslose Bewegung

Gleichzeitig unterstützen die Faszien die Bewegung.

Faszienschischten können verkleben und su unnötige Reibung bei der Bewegung erzeugen.

Ein weiterer Baustein der Faszien ist das Elastin, das sie geschmeidig und beweglich macht.

Der Aufbau der einzelnen Faszien unterscheidet sich in der Zusammensetzung der Fasern. Je nachdem, zu welchen Anteilen sie eher stützend sind oder an der Bewegung mitwirken.

Das Fasziengewebe kann „verfilzen “ und so seine Elastizität verlieren und leichte Risse bekommen.

Durch Verletzungen der Rückenfaszien lassen sich Rückenschmerzen zum Teil erklären. Ausserdem besitzen Faszien sehr viele freie sensible Nervenendigungen und Zellen, die wie glatte Muskulatur auf Stress reagieren, in dem sie sich zusammenziehen.

 

Muskulatur und oberflächliche Rückenfaszie

Es ist auch wichtig, daß diese Schichten, wenn sie zwischen Muskeln liegen, gut geschmiert gleiten, damit man sich geschmeidig bewegen kann.

So sind sie mit Sicherheit ein Faktor in der Entstehung von Schmerzen (insbesondere Rückenschmerzen) .

Faszien sind für die Versorgung unseres Körpers von grosser Bedeutung

Das Fasziengewebe ist wie ein Schwamm, der Körperflüssigkeiten wie Lymphe und Gewebsflüssigkeit in sich aufnimmt. Sie sind daher auch für die Ernährung und auch für den Abtransport von Stoffwechselprodukten sehr wichtig. So ist z.B. Lymphdrainage eine Behandlung der oberflächlichen Faszie. Die gängigen Schaumstoffrollen wirken auch in diesem Sinne.

Auch unsere Organe sind von Faszien umgeben und für ihre Funktion von grosser Bedeutung

Unsere gesamten Organe sind zu einen von Faszien umgeben. So zählt das z.B. der Herzbeutel, das das Lungen – und Rippenfell, so wie das Bauchfell, das die Organe umgibt zum Fasziengewebe.

Diese Faszien sind an bestimmten Punkten mit dem Bewegungsapparat verbunden und so lassen sie sich auch therapeutisch erreichen.

Es ist von überragender Bedeutung, da es die Organe an ihrem Platz hält und gleichzeitig die Bewegung (um Bauchraum sehr wichtig) ermöglicht, ohne daß es Verschlingungen gibt.

Es ist interessant zu wissen, daß über Organe so gut wie keine Schmerzempfindung stattfindet. Wenn Sie also Schmerzen in einem Organ verspüren, ist es das Bindegewebe. So ist es erklärbar, daß manche Menschen lange einen Tumor in einem Organ haben und nichts bemerken, bis er die Organkapsel oder z.B. das Bauchfell erreicht hat.

Es ist in Bezug auf Tumore auch interessant, daß deren Entwicklung auch von den Druckverhältnissen um das Organ abhängt. So ist eine Spannun, die durch „gestresste Faszien“ an den Organen besteht für Zellveränderungen begünstigend.

Es gibt drei große innere organische Faszienzüge durch unseren Körper:

Assimilation (Atmung und Verdauung)

Endokrin     (u.a.Schilddrüse, Leber, Geschlechtsdrüsen)

Flüssigkeitsumwandlung und Transport (Herz, Niere)

Da die Faszien der inneren Organe alle am Bewegungsapparat Anknüpfungspunkte haben, setzen sich diese Züge in die Extremitäten fort.

Und jetzt die Sensation: Sie entsprechen im Prinzip den antiken Meridianen nach dem 4600 Jahre alten Klassikern der chinesischen Medizin, dem sechs Schichten Modell in der jeweiligen Kopplung der Yin und Yang Meridiane.

Ich finde es unglaublich, wie sich hier modernste Anatomie (Prof. Carla Stecco aus Padua) und die Klassiker der TCM begegnen und genau zum gleichen Ergebnis kommen!!!

So erklärt sich aus der Spannung, die über das Fasziensystem übertragen wird, auch die Wirkweise von Akupunkturpunkten, die z.B. vom Knie aus den Magen behandeln können.

 

Welche Auswirkungen hat Faszientherapie auf den Körper ?

Die wirksamsten Akupunkturpunkte beeinflussen Faszien und befinden sich oft an Stellen, an denen verschiedene Faszien zusammen kommen oder Spannungsfelder im Faszien und Muskelsystem sind (Triggerpunkte).

So kann auch ihre regulative Wirkung auch auf die Psyche und innere Organe erklärt werden.

Auch die Forschungen über den heilenden Effekt von Yoga , das ja sehr stark die Muskeln und Faszien dehnt, wird über diesen Weg noch plausibler.

Die Bedeutung der Atmung und die damit einhergehende Bewegung des Zwerchfells hat einen tiefgreifenden Effekt auf die Anheftungsstellen der Organfaszien (Viszerale Faszien), die mit den Faszien des Bewegungsapparates in Verbindung stehen.

Stress hat eine zusammenziehende Wirkung auf die Faszien, da sie z.T. wie glatte Muskulatur reagieren.

Auch die Anordnung der Faszien der inneren Organe und ihrer Zusammenhänge entsprechen haargenau der chinesischen Lehre.

So lassen sich Organfunktionen über die Anheftungsstellen de Faszien, die mit dem Bewegungsapparat verbunden sind, und ihre Spannungslinien sehr effektiv behandeln.

Auch daß sich Traumen im Körper festsetzen und der Körper sich nach einem Trauma in seiner Struktur ändert, hat natürlich auch mit den Faszien zu tun. So werden in der Traumatherapie sehr sanft die Spannungen  über die Faszien gelöst.

Die Probleme, die durch unelastische Faszien entstehen, sind Steifigkeit, Schmerzen und sogar eine geistige Unbeweglichkeit.

In Harvard werden von Professor Helene Langevin Forschungen zum Thema Faszien und Akupunktur gemacht.

So fand sie heraus, daß der Effekt von Akupunktur bei Behandlung der Rückenfaszie sich mindestens in vier cm Umkreis auf das Fasziengevebe auswirkt. Ausserdem fand sie heraus, daß sich die meisten Akupunkturpunkte (80%) an Faszienschnittstellen befanden, sofern sie nicht direkt auf einer Faszie lagen.

 

Wie seriös ist das Thema Faszien ?

Mittlerweile wird weltweit an diesem unterschätzten Thema geforscht. 2007 fand an der Harvard Medical School (also nicht an einer Wald-und Wieden Uni) der erste Faszienkongress statt.

Die Ergebnisse fanden in der ganzen wissenschaftlichen Welt Beachtung und regte weltweit weitere Forschungsprojekte an.

An der Ulmer Universität um Dr. Robert Schleip werden dazu sehr interessante und interdisziplinäre Forschungsarbeiten gemacht.

Ich möchte an dieser Stelle den Pioniergeist, das Engagement und den Idealismus (er steckt seine gesamten Einnahmen in die Faszienforschung) von Herrn Schleip, den ich auch schon persönlich kennen lernen durfte, herausheben. Ihm sind zum Thema Faszien viele wichtige hochseriöse wissenschaftliche Arbeiten, die Wissensvernetzung auf diesem Gebiet und natürlich auch die positive Medienpräsenz zu verdanken.

Was versteht man unter Faszienbehandlung?

Faszientherapie im muskulären Bereich ist besteht aus Massage, dem Rolfen, Schröpfen und anderen tiefen Manuellen Maßnahmen am Körper.

Da, wo sich bereits starke Verklebungen und Verspannungen gebildet haben, kann man von Triggerpunkten bei Organen von Adhäsionen sprechen, Durch Bewegung werden die Faszien lockerer und elastischer und die der Organe sind sehr stark mit unserer Atmung (dh. durch die Bewegung des Zwerchfells) abhängig.

Wenn sich auch psychische Reaktionen vor oder während der Faszientherapie zeigen, sind wir in der Lage, dies in die Behandlung zu integrieren, da wir über körperpsychoterapeutische Erfahrung verfügen.

Die oberflächlichste Faszie liegt direkt unter der Haut und ist z.B. für Entspannung, den Lymphfluß und für unsere Mimik von sehr großer Bedeutung.

Wer gezielt auf seine Faszien „losgehen“ möchte, sollte sich viel dehnen und auch unkoordiniert räkeln.

Tiere, die sich viel räkeln wie z. B. die Katzen haben keine Faszienprobleme.

Zur Selbstbehandlung sind die Blackroll und auch ganz einfache Tennisbälle und natürlich Yoga oder Qi Gong zu empfehlen.

Ich bin ganz klar der Ansicht, daß die Behandlung der Faszienstrukturen in den meisten Fällen ein eher längerer Prozess ist und mit viel Eigeninitiative verbunden ist.

Es ist wichtig zu wissen, daß sich Fasziengewebe sehr langsam verändert. Das dauert mindestens sechs Monate!!

Das soll nicht bedeuten, daß sich mit ihr sehr schnelle und zum Teil verblüffende Ergebnisse erreichen lassen, was durch eine Lockerung der Faszien zu erklären ist.

Eine wirklich strukturelle und nachhaltige Veränderung – egal mit welcher Therapie- braucht viel Zeit und Geduld und viel Behandlung.

Nach 7 Monaten ist das Fasziengewebe erst zur Hälfte erneuert. Eine wirkliche Veränderung braucht daher viel Zeit.

Faszientherapie ist eine Körperarbeit, die den Körper wieder so ins Gleichgewicht zu bringen, dass sich die Beschwerden "wie von selbst" auflösen können. Durch die mühelosere Aufrichtung und freiere Beweglichkeit fühlen sich die meisten Klienten insgesamt leichter – im Sitzen, Stehen sowie im Gehen.Die Rolfing-Methode wurde von der Amerikanischen Biochemikerin Ida Rolf in den 1950er entwickelt. Rolf ging davon aus, dass der Körper weniger Energie zur Aufrichtung benötige, wenn sich seine einzelnen Abschnitte möglichst nahe an der Senkrechten ausrichten. Faszien spielen, neben den anderen Arten von Bindegewebe, laut Ida Rolf ein zentrale Rolle bei der Körperhaltung. Durch die tiefe Veränderung kann die Atmung freier fließen und Schultern, Nacken, Arme und Hände fühlen sich leichter und beweglicher an. Die Beine und Füße werden neu spürbar als stabile, lebendige Unterstützung. Eine verbesserte Funktion lässt das Gehen geschmeidiger werden und die Bewegung setzt sich erkennbar bis in die Wirbelsäule fort.